Austauschprogramm China-Luxembourg 2018

Dieses Schuljahr hat das Lycée de Garçons de Luxembourg erstmalig an dem CLCCL Austauschprogramm mit China teilgenommen. Eine großartige Chance ergab sich insgesamt 8 Schülern (Daniela Pires, Aurélie Thines, Nicolas Ueberecken, Léa Winzen, Gina Hendrickx, Lisa Schintgen, Mara Erang und Patricia Amélie Gehring) aus dem LGL, die im Januar ihre Austauschpartner der Foreign Language High School affiliated to Shanghai Normal University erwarten durften. Am 26. Januar kamen die chinesischen Schüler und Schülerinnen nach insgesamt 11 Stunden Flug gegen ein Uhr mittags an. Beim anschließenden Pizzaessen mit dem Direktor konnten wir unsere jeweiligen Austauschpartner endlich persönlich kennenlernen, nachdem wir bereits Monate zuvor über „WeChat“ miteinander geschrieben hatten. Es wurde gequatscht und gegessen, doch unsere Schüler aus China waren vor allem eins: müde. 

Gleich nach dem Mittagessen ging es für uns mit unserem jeweiligen Partner nach Hause, wo wir nun die kommende Woche miteinander verbringen würden. Zuhause angekommen, legten sich die meisten Austauschpartner erstmal hin und schliefen den restlichen Tag mit anschließender Nacht durch.

Das Programm am Wochenende war individuell und wurde von jeder Gastfamilie anders gestaltet. So wurden zum Beispiel Ausflüge nach Trier, die Heimatstadt Karl Marx`, unternommen, viele Museen wurden besichtigt oder auch Schlösser, wie das in Vianden.

Die kommende Schulwoche bestand für unsere Austauschpartner aus einem speziell vorbereiteten Stundenplan, bei dem sie zum Beispiel nur während der Englischstunden bei mir in der Klasse, 3A, waren. Neben Englisch und Luxemburgisch standen aber auch Besuche von Museen und der Stadt Luxemburg auf dem Programm. Natürlich war das Essen hier eine interessante Erfahrung für unsere Freunde aus Shanghai, denn wie wir später auf unserer Reise feststellen durften, unterscheidet sich unser Essen wirklich extrem von den chinesischem Gerichten. 

Nachdem unsere Austauschpartner eine Woche bei uns gewohnt hatten, ging es für sie am Samstag, den 3. Januar weiter auf eine einwöchige Europareise. Dazu brachten die Familien die jungen Schüler vor unser Gymnasium, von wo aus auch der Bus losfahren würde. Mit dem Abschied war auch die große Freude auf unser Wiedersehen in China verbunden und so fieberten wir nach dem Abreisen unserer chinesischen Freunde den Osterferien gespannt und aufgeregt entgegen, denn in diesen Ferien traten wir die große Reise an. Am Dienstag, den 27. März stiegen wir, nach einer intensiven Vorbereitung, die einen immer auf Trapp    hielt, am Findel ins Flugzeug mit Ziel Amsterdam, von wo wir dann schließlich die elf Stunden dauernden 9424 Km antraten. Insgesamt nahmen neben dem CLCCL noch drei andere Schulen teil, darunter wir, das Lycée Nic-Biever und das Lycée Ermesinde und so wurden wir Schüler von 6 Lehrkräften begleitet, Mme Aubert, Mme Wang, Mme Harles (Verantwortliche für die LGL-Schüler), Mme Zhang (unsere Chinesischlehrerin), Mme Reinsch und M. Tintinger.

 

Sonnenschein empfing uns, sobald wir aus dem Flugzeug stiegen und das erste Mal chinesischen Boden betraten. Das großartige Wetter, das die meiste Zeit unseres Aufenthaltes andauern sollte, spiegelte unsere gute Laune und Neugier auf unsere neue Umgebung wieder. Im Bus, der uns vom Flughafen zum Internat brachte, gab uns ein humorvoller Guide allerlei Details über die weltberühmte Stadt Shanghai. Im Internat angekommen, erwarteten uns auch schon unsere, für diese Zeit vom Unterricht freigestellten, Austauschpartner und voller Freude fielen wir uns in die Arme, glücklich dort angekommen zu sein und uns wiederzusehen.

Während ich im Internat fast anderthalb Wochen wohnte, gab es auch ein paar Schüler, die mit ihren Austauschpartnern jeden Tag nach Lernschluss nach Hause gingen. Der Großteil unserer Gruppe wurde aber im Internat untergebracht und so wurden kurz nach Ankunft erstmal die Zimmer verteilt, darunter meines, das ich zusammen mit Mara, einer Klassenkameradin und Freundin teilte. Für uns Luxemburger Austauschschüler wurde ein extra Unterrichtsplan erstellt, der aus interessanten Stunden bestand, wie zum Beispiel Calligraphy, Chinese Painting, Tea Art, Kong Fu und sogar einem Drohnenkurs. Einzig am ersten Freitag verbrachte ein jeder die vier letzten Stunden mit seinem Austauschpartner. In meinem Fall durfte ich dann einen chinesischen Mathematikunterricht miterleben, habe in der „Club Activity Japanisch“ mit Sushi gemacht (was ein riesen Spaß mit der Klasse war und auch viel Chaos) und letztlich die beiden letzten Stunden Deutsch gehabt, wobei in dieser Zeit ein Beitrag über Team-Building von Mme Reinsch veranstaltet wurde.

Als die Schule zu Ende war, stand das große Wochenende bevor, das wir in der Familie unseres Austauschpartners verbrachten. Jeder erlebte diese Zeit ganz individuell mit seinem Partner, da jeder ein anderes Programm hatte. Für mich ging es nach dem Unterricht erstmal mit meiner Austauschpartnerin Shiwen zusammen mit ihren Freunden mit dem Bus weiter in die City, um dort das erste Mal in meinem Leben typisch chinesisch „Hot Pot“ essen zu gehen. Es war eine super Stimmung mit ihren Freunden und auch das ganze Wochenende verbrachten wir beide eine schöne Zeit. Alle gaben sich sehr viel Mühe und auch wenn ihr Vater nur Chinesisch sprach, verstanden wir uns gut. Am Samstag verbrachten wir den ganzen Tag lang in alten, traditionellen, kleinen Städten, wo ich unter anderem auch immer wieder in Kontakt mit urchinesischen Spezialitäten (die richtig lecker waren, bis auf ein spezielles Tofu mit brauner Soße…) kam, wofür der Vater meiner Austauschpartnerin sorgte. Nachdem wir am Sonntag in der Hangzhou Provinz waren und auf dem berühmten West Lake Boot gefahren sind, ging für uns beide am Montag wieder die Schule los. An den freien Nachmittagen haben wir, die Luxemburger Gruppe, unter anderem auch den Botanic Garden besucht, waren in Shopping Malls oder haben in verschiedenen Handarbeit-Ateliers, entweder Ketten oder gefärbte T-Shirts und Schals hergestellt.

Am Donnerstag in jener Woche wurde das Qingming-Fest gefeiert und so hatten alle Schüler frei und verbrachten den Feiertag bei ihren Familien. Wir nutzten diesen Feiertag, um das Zentrum von Shanghai zu erkunden, in dem wir den Shanghai Tower besichtigt haben und natürlich viele Fotos vor der Skyline von Shanghai gemacht haben.

Leider war dies auch bereits der letzte Tag unserer Zeit im Internat. Am Mittwoch fand deswegen extra eine kleine Show im Festsaal der Schule statt, zu der jeder, Chinesen und Luxemburger, sei es durch Tanz, Videobeitrag oder Sketch, beitrug. Am Ende dieser Präsentation wurde uns Schülern auch ein Zertifikat überreicht. Mit dem Ende dieser „Schulwoche“ folgte unsere Reise durch China! Diese begannen wir am Freitagmorgen um 4 Uhr mit Regen auf dem Weg zum Flughafen. Unser fünf   1/2-stündiger Flug hatte das Ziel Urumqi im Westen Chinas, wo unsere Reise auf den Spuren der alten Seidenstraße begann. Durch ihre Nähe zu Russland ist Russisch einer der drei Hauptsprachen in der Region Urumqi. Hier lernten wir unseren Guide, die uns freundlich anbot sie einfach „Shelly“ zu nennen, kennen. Mit ihr besuchten wir zum Beispiel das „Provincial Museum“ oder fuhren zu dem wunderschönen „Heavenly Lake“. Besonders der „Flaming Mountain“, dessen Name er von der sonnenroten Farbe hat, gab uns schon mal einen Vorgeschmack auf die Wüste, in der wir in den nächsten Tagen auf Kamelen reiten würden. Dort besuchten wir außerdem das „Thousand- Buddha Cave“, während unseres Aufenthaltes in der Stadt Turpan.  Was auch ein großartiges Erlebnis war, war das Shoppen auf dem weltgrößten Bazar, auf welchem unsere vorher erlernten chinesischen Verhandelskünste getestet wurden. Diese konnten wir auch in der nächsten Stadt, Dunhuang, auf dem Night Market unter Beweis stellen. Das sicherste war aber immer noch, unsere chinesischsprechenden Freunde oder Lehrer um Hilfe zu bitten. Denn bei manchen ihrer Verhandlungsgesprächen und -methoden war es sehr lustig zuzusehen und gleichzeitig konnte man viel lernen. Nach Dunhuang reisten wir mit dem Zug (wo die Sicherheitskontrollen noch strenger als am Flughafen sind!) von Turpan aus, wo wir uns auch von unserer sympathischen Guide verabschieden mussten. Unsere neue Guide, mit englischem Namen Spring, besuchte mit uns gleich nach Ankunft in Dunhuang und anschließendem Mittagessen ein sehr interessantes Mumienmuseum. Da in diese Region offensichtlich nicht viele außerkontinentale Touristen kommen, war unsere Gruppe für viele Museumsbesucher die Hauptattraktion und gerne zückten sie ihr Handy, um Fotos von uns zu machen. Auch beim Einchecken ins Hotel in der Lobby kamen ein paar Leute auf mich zu, um (natürlich) ein Foto zu machen, aber auch um ein kleines Gespräch zu führen. Letzteres gelang dank einzelner Chinesischvokabeln, einem Wörterbuch auf dem Handy und natürlich Gesten.

Endlich kam das, für viele das Highlight der Reise, Kamelreiten in der Wüste. In Kolonnen von jeweils fünf Kamelen wurde durch die Wüste geführt und so teilten wir uns in Fünfer-Gruppen auf, nachdem wir uns richtig mit Sonnencreme und um den Kopf und Gesicht gewickelten Schal gegen den Wüstensand ausgestattet hatten. Eine Stunde mit Pause für die Kamele und Kamelführer, in der schöne Wüstenfotos entstanden, verbrachten wir in der angenehm warmen Wüste.

Doch dieses einmalige Erlebnis war noch nicht das Ende der Reise. Zusammen besichtigten wir auch noch die 1600 Jahre alten „Mogao Grottoes“, welche zum Weltkulturerbe gehören. In diesen Grotten sahen wir unter anderem auch eine um die 40 Meter hohe Buddha Statue.

Das absolute Muss, wenn man in China ist, haben wir dann am letzten Tag erlebt: der Besuch der Chinesischen Mauer. Nachdem wir zuerst ein Fort der Mauer besichtigt haben, ging es anschließend zu einem anderen Teil der Mauer, auf dem wir es alle schafften, innerhalb einer Viertelstunde die Strecke mit den vielen Stufen bis oben auf den Berg zurückzulegen und so einen wunderschönen Ausblick zu genießen.

Mit diesem letzten Highlight machten wir uns langsam auf den Heimweg, zuerst zurück nach Shanghai, von wo wir aus dann am folgenden Tag das Flugzeug nach Europa und nach Amsterdam nahmen. Spätabends, voller unglaublicher Eindrücke, wie zum Beispiel die Familien, die wir besucht haben, ihre Lebensweise, die wir hautnah miterleben konnten, oder auch die Tänze und Musik während des Abendessens auf unserer Reise, aber natürlich auch das Essen und den Umgang mit Stäbchen (sogar für Spiegeleier) und noch so vielem mehr, das man auch fast gar nicht so in Worte kleiden kann, kamen wir in Luxemburg an, wo unsere Familien auf uns warteten. Und dann ging das Erzählen von unserer großartigen und prägenden Reise los…

 

 Patricia Amélie Gehring 3A